Oder: Ich kann die Diät nicht machen, ich hasse Koriander
Ich lege gerade das Päckchen Butter aufs Fließband, als mir auf Augenhöhe das aktuelle Magazin in die Augen fällt. Der Titel lautet: “Die Frühlingsdiät - abnehmen mit der Kraft des Neuanfangs".
Der nächste Sommer kommt bestimmt. Zwei Speckröllchen weniger wären nett.
Zuhause angekommen verräume ich die Einkäufe, mache mir einen Kaffee und setze mich ans Fenster, durch das schon die ersten Sonnenstrahlen wärmend herein glitzern. Der Sommer kündigt seine baldige Ankunft an.
Ich schlage das Magazin auf und lese die Diät. Die Fotos sehen toll aus. Bis zu 5 Kilo abnehmen in 3 Wochen wird versprochen. Alles ganz einfach, mit Einkaufsliste, Rezepten, einem klaren Menüplan und sogar einem Fitnessprogramm.
Was für Tag 1 und 2 vorgeschlagen wird, gefällt mir noch. Wenn ich heute anfange, muss ich Tag 3 ausfallen lassen, da sind wir zum Essen eingeladen. Aber Tag 4, was soll das?
Das ist ja wohl eine Frechheit!
Tag 4:
Frühstück: Haferkleie mit Blaubeeren und Mandeln
Mittagessen: Spargel mit Erdbeeren und Zitronen-Vinaigrette
Abendessen: Kichererbsencurry mit Sesam und Koriander
Spargel finde ich so "naja", Wasser in Stangenform halt. Aber Koriander?? Bäh! Dieses seifige Kraut. Auf keinen Fall. Das Magazin landet im Zeitschriftensammler bei den anderen.
Ich hole mir die Tafel Schokolade aus dem Kühlschrank und hake das Abnehmvorhaben unter "ICH habe es ja versucht" ab.
Wir beide wissen, dass ich den Spargel gegen Salat hätte tauschen und den Koriander einfach hätte weglassen können.
Menschen, die keine Ahnung vom schwierigen Prozess einer Verhaltensänderung haben, würden mir sogar unterstellen: "Dann willst du wohl gar nicht abnehmen. Du bist nicht diszipliniert genug".
Solche Menschen haben aber auch selbst noch nie versucht, ihre Gewohnheiten zu ändern oder funktionieren nur über strikte Pläne. Das ist aber die Minderheit.
Ich habe mir das Magazin gekauft, weil es mich mit der Lösung für ein Problem gelockt hat. Das habe ich schon öfters probiert: Hier für kleines Geld so ein Magazin, da mal ein Büchlein, vielleicht mal einen Menüplan aus dem Internet.
Je mehr ich davon lese, desto verunsicherter werde ich. Jede Woche etwas Neues: Keto, Pegan, Whole30 und jetzt die Frühlings-Diät. Und nichts davon passt so recht zu mir.
Jetzt frage ich mich selbst: Will ich das vielleicht gar nicht wirklich? Oder bin ich nicht stark genug?
Ich bin nicht das Problem. Und falls du schonmal etwas ändern wolltest:
Du bist nicht das Problem
Das Problem ist, dass mit deiner Verunsicherung gespielt und damit Geld gemacht wird. Je größer das Angebot an verschiedenen Methoden, desto weniger kannst du herausfinden, was denn das richtige ist. Also kaufst du mehr. Immer auf der Suche nach dem heiligen Gral.
Angezogen durch die vermeintliche Einfachheit: Hier hast du einen Wochenplan, in dem genau steht, was du wann kochen und essen sollst. Null Flexibilität, null Nachhaltigkeit. Und wie geht es eigentlich nach den 3 Wochen weiter?
Pläne zur Änderung von Gewohnheiten funktionieren nicht, wenn:
sie strikte Vorgaben machen, was wann zu tun ist
sie keine Ausrutscher, also keine Flexibilität oder Variante erlauben
Das Ziel unerreichbar oder nur mit harter Disziplin erreichbar ist
Das Ergebnis zu weit in der Zukunft liegt
Und genau das ist auch das Problem bei vorgefertigten Haushaltsroutinen, Wochen-Putzplänen und Checklisten, die du herunterladen kannst:
Sie geben dir vor, was du wann machen sollst, ohne auf dich, deine Vorlieben, deine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.
Mit der Magic 7 Haushaltsroutine legst du fest;
was dir in deinen Haushalt wichtig
welche Ziele du erreichen möchtest
wie du deinen Haushalt zukünftig managen möchtest
Das Ergebnis ist deine persönliche Checkliste, die
auf das absolut Wesentliche reduziert ist
im Alltag umsetzbar ist
immerwährend funktioniert
übersichtlich und einfach zu handhaben ist
flexibel ist: Sie lässt auch mal Tage zu, an denen du zu nichts kommst
Die Magic 7 Haushaltsroutine ist mehr als ein Selbstlernkurs, er ist ein Selbstmachkurs. Du erarbeitest dir deine Haushalts-Routine selbst. Sie soll ja zu dir und deinem Alltag passen - Der Kurs funktioniert ganz ohne Schnickschnack. Und ohne Koriander - versprochen!
Viele liebe, ordentliche (und saubere!) Grüße,
Deine Sarah
PS: Ich bin keine Ernährungsberaterin. Was ich aber weiß ist, dass es keine Zauberformel gibt, sondern eine wesentliche Regel: Das Kaloriendefizit. Weniger zu dir nehmen als dein Körper verbrennt. Und das ist der heilige Gral. Ob du das nun mit sehr viel Frühlingsgemüse umsetzt oder mit Fleisch und Fisch - das sind nur die Varianten, die sich eben gut verkaufen lassen.
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